Tuesday, September 1, 2015

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~~ KAPITEL I – Frühling des Lebens ~~

Der schwarz-braune Schwan

Es war wie in der Geschichte des Alessandrov Knevij und der Sage vom Himmel, vom Gut und Böse und der eigenen Weise. Ich war Jung und nichts konnte mich aufhalten. Das Leben nutzte ich aus, denn das Leben ist ein Eis und isst man es nicht schnell genug, dann schmilzt es, isst man es nicht langsam genug, dann hat man nicht diesen sahnigen Geschmack, und geniesst man es nicht, so sollte man das eis erst gar nicht versuchen. Der Qualm in der Kneipe war grau-weiß.   Ich saß wie so oft schon  am Tresen und da kam sie. Eine Gestalt die sich beinahe schwebend bewegte ohne den Boden wirklich zu berühren.  Ohne sie jemals gesehen zu haben, fühlte ich eine Vertrautheit so als ob ich diese Frau schon immer kannte, aber nichts von ihr wusste, oder wissen wollte, sie aber begehrte.  Sie setzte sich neben mich, und bestellte ein Campari.  Sie war elegant, sie war fast schon mystisch. Eine weißliche  und blasse Gestalt mit langen schwarz-braunen Haaren.  Zumindest habe ich es so im Gedächtnis. Und genau da habe ich zum ersten Mal verstanden was eine Frau wirklich ist.

Sie erinnerte mich an meine Urgrossmutter, dessen Bild ich nie gesehen habe, die ich nicht kannte und von der man mir nichts erzählt hatte. Ob das ein gutes Zeichen war, wusste ich nicht. Von meinen Vorfahren wusste ich nicht viel. Meine Eltern erzählten mir zwar die eine oder andere Geschichte, die ich euch auch noch weitergeben werde, doch was davon sollte man nun glauben? Doch dazu komme ich noch in einem anderem Kapitel dieser Gedankengänge.

Zurück zu der Kneipe und meinem schwarz-braunen Schwan. Ich war nie ein echter Frauenheld, doch das hielt mich nicht ab immer wieder etwas neues auszuprobieren und jede Chance nutzte ich aus so gut ich konnte. Ob ich sie ansprechen sollte oder anstolpern? Ein paar Bier halfen immer dabei. Sie sah mich an, dasitzend und es war nur ein Moment, doch der Moment dauerte lange. Sie war ganz anders als andere Frauen, die in der Kneipe waren. Eine Reisende, der mein Stiel des Lebens besser stand als mir selbst.  Ich wollte das sie mich mitnimmt – egal wohin und egal wann. Ich war bereit.

Ich denke es war in der Kneipe als ich mich entschloss die Armee zu verlassen. Dies sollte sich später als eine der besten Entscheidungen meines Lebens herausstellen.  Meine Journalistenausbildung war nun seit fast 7 Monaten zu Ende, da mir die Armee  fast alles gab, hatte ich keine Ausgaben , somit habe ich seit nun knapp 3 Jahren alles gespart und das sollte reichen um eine Weile übers Wasser gehalten zu werden.  Ich werde ein Freiberufler werden, entschloss ich mich in dieser Nacht, an diesem Tresen, genau vor dieser Frau. Nun muss ich mein Stab noch informieren, doch zuerst spreche ich sie an.

Es ist eigentlich egal wie ich sie ansprach, natürlich gestolpert, doch ich gefiel ihr und nun waren wir da. Ihr Hotelzimmer war ganz einfach eingerichtet und lud nicht wirklich ein um zu verbleiben. Ich verlor mich in ihren Küssen, sie verloh sich in meinen Armen. Mehr braucht man da nicht zu sagen.
 Ich betrug, ich log, ich brachte Schmerz und nun dieser schwarz-braune Schwan war so was wie die Rechnung für all das was ich tat oder zumindest ein Teil davon, den anderen trug sie dann in ihr. Den Teufel packte ich so oft am Schwanz, das ich es nicht mehr zählen konnte, doch um ihren Hals trug sie das Kreuz, das für mich bestimmt war. Ob dieser Gedankenfluss aus einem alten Lied stamm oder nicht, ist auch egal. 

Es war in dieser Nacht als ich Vater wurde, doch das wusste ich nicht. Die oben erwähnte Rechnung kam etwas später. Ich denke nicht das mein Leben anders verlaufen wäre hätte ich es damals gewusst. Ich will nichts verschönern, ich bin ein ganz normaler Mensch, für viele andere Menschen schlecht, für mich selbst war ich immer gut.

Ihren Namen habe ich vergessen – sie hat eh gelogen, denke ich. Und dann kam auch schon der Morgen und wir sahen uns nie wieder.

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